Warum der Euro nicht funktioniert – 21.11.2012
Die Probleme des Euro in einer Grafik.

Den Krisenstaaten bleibt also nur die innere Abwertung: niedrigere Löhne oder eine höhere Produktivität. Dieser Weg wurde in den Ländern auch versucht. Die Grafik zeigt uns, wie weit Griechenland, Portugal, Spanien und Irland gekommen sind. Am stärksten ist der Rückgang in Irland, wo die Lohnstückkosten seit 2008 um gut zehn Prozent gesunken sind. Die anderen Länder treten trotz teilweise großer Bemühungen mehr oder weniger auf der Stelle.
Wir sehen also, dass obwohl die Arbeitslosigkeit und die sozialen Spannungen in Ländern wie Griechenland, Spanien und Portugal massiv zugenommen haben, nur vergleichsweise geringe Schritte in Richtung Wettbewerbsfähigkeit gemacht wurden. Die genannten Staaten müssten ihre Lohnstückkosten um weitere 20 bis 30 Prozent senken, um das deutsche Niveau zu erreichen. Wer sich vor Augen führt, was heute schon in den Straßen von Athen, Madrid und Lissabon los ist, weiß, dass dies niemals zu erreichen sein wird. Alternativ könnte man auch auf die Idee kommen, dass die Löhne bei uns von heute auf morgen um 20 oder 30 Prozent steigen müssten. Dann sollten wir uns aber lieber nicht fragen, wie es mit der deutschen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Wettbewerbern wie den USA oder China aussehen würde.
Selbst die politische Linke in Deutschland, der Forderungen nach höheren Löhnen traditionell relativ leicht von die Zunge gehen, hat sich mittlerweile zumindest in Teilen davon verabschiedet, dass ein deutlicher Lohnanstieg hierzulande ein eleganter Weg aus der Krise wäre. So war ich überrascht zu sehen, dass der Volkswirt Heiner Flassbeck, einst glühender Verfechter des Euro und der nachfrageorientierten Wirtschaftssteuerung („Gebt den Leuten mehr Geld, dann kaufen sie auch mehr Ware und alles wird gut.“) jüngst auf einer Veranstaltung der LINKEN umsteuerte. Er forderte nun mit Blick auf den Euro und nicht mehr reparablen Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit: „Trennt Euch“.
Schuldenschnitte und Transferprogramme setzen nur an den Symptomen an, nicht an den Wurzeln. Sie werden langfristig nicht helfen. Vor allem die Krisenländer brauchen die Möglichkeit, über externe Abwertung zu atmen. Das muss nicht unbedingt eine Rückkehr zu nationalen Währungen bedeuten. Was wir brauchen, sind Währungsräume, die die Wettbewerbsfähigkeit der jeweiligen Staaten widerspiegeln oder zumindest so gewählt sind, dass Unterschiede durch Transferleistungen in akzeptabler Größenordnung gestemmt werden können.
Roland Klaus arbeitet als freier Autor in Frankfurt/Main und ist aktiver Investor. Für den amerikanischen Finanzsender CNBC und den deutschen Nachrichtenkanal N24 berichtete er von 2004 bis 2009 von der Frankfurter Börse. Bekannt wurde er durch seine fast zehnjährige Tätigkeit als Moderator und Börsenreporter für die Telebörse auf n-tv. In seinem Buch „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“ entwirft er eine Analyse der Schuldenkrise und liefert Ratschläge, wie man sich auf die entstehenden Risiken einstellen kann. Sie erreichen Ihn unter www.wirtschaftliche-selbstverteidigung.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus. Erschienen am 21.11.2012
Tipp Ihres Finanzberaters / Vermögensberaters aus Nürnberg, Erlangen, Fürth, Heilbronn, Weimar:
Vielleicht doch nicht alles Geld in Euro anlegen!!
(Der US-Dollar ist die ältere Währung, der Australische Dollar ist die stabilere Währung, der Chinesische Renminbi die aufstrebende Währung, …)
Bei immer mehr Geldanlagen hat der Anleger diese Möglichkeit auch bei Ablauf, sich sein Geld auch in einer anderen Währung ausbezahlen zu lassen.
Fragen Sie uns!
z.B. nach Edelmetallen oder Rohstofffonds
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